Der erste Schritt zu solchen Erfolgen ist schon schwierig: die von den Komponisten meist für Sinfonieorchester in Konzertsälen geschriebene Musik muss auf ein Blasorchester umgeschrieben werden, damit sich diese Melodien, wenn nötig,
auch stehend und im Freien darbieten lassen, nicht nur in Sälen wie dem Staufersaal.
Der wurde wegen seiner guten Orchester-Eignung vom Dirigenten Oberstleutnant Christian Weiper gelobt und hat sich
wieder einmal in dieser Hinsicht bewährt. Die Gäste boten zudem durchweg anspruchsvolle Stücke in der Gewissheit, auf ein sehr
kundiges Publikum zu stoßen. Schon die Ouvertüre zur Oper „Die Sizilianische Vesper“ in der Bearbeitung von Guido Rennert
setzte Maßstäbe.
Es geht um die Freiheit Siziliens in der Gestaltung durch Verdis Musik, die sich in der Bühnenform über
3 ¼ Stunden erstreckt und das immer wieder aktuelle Thema der Freiheitsbewahrung in den Zeiten politischen Drucks durch
eine fremde Macht behandelt. Es folgte „The Land of the Long White Cloud-Aotearoa“. Das Werk wurde 1951 von Philip
Sparke in England komponiert. Hier zischt das Meer gegen Küstenfelsen als Auftakt zu einer Folge vieler weiterer musikalischer Geschehnisse, die das exotische Land beschreiben. Das Erlebnis liegt darin, das Gehörte in lebhafte innere Bilder umzusetzen. Zur etwas entspannenden Abwechslung folgte der Konzertmarsch von Klaus Strobel mit dem Titel „Mit vollen Segeln“, der sehr volkstümlich daherkam und für Österreich bestimmt war. Er diente nebenbei der Vorbereitung des Publikums auf die
„Festival Variations“ von Claude T. Smith, die anschließend die geballte Aufmerksamkeit in Anspruch nahmen. Die Absicht
des Werks ist es, jeden der vereinten Musiker spieltechnisch herauszufordern. Es gibt ja nichts Schlimmeres, als am eigenen Orchesterplatz auf ein paar maßgebliche Töne zu warten, die man endlich spielen darf – mithin also irgendwie unterfordert zu sein. Der Witz bei der Komposition ist allerdings: An Strobls ausgefeiltes Werk können sich nur höchst versierte Musiker heranwagen. Und zu diesen gehören das Bundeswehr-Musikorps Siegburg und dessen Solisten. Sie erhielten
verdienten Sonderapplaus. Was nach der Pause folgte, nannte der Dirigent „gehobene Unterhaltungsmusik“. Die Reihe begann mit Guido Rennerts „Concertino für Flöte und Orchester“, welches Stabsfeldwebel Gregor Büdenbender als Solist auf seiner Querflöte perfekt präsentierte. Man bewegte sich ungeschmälert auf hohem, anspruchsvollem Niveau vor einem gespannt und
aufmerksam lauschenden Publikum, wie auch die Folgestücke beweisen. Stabsfeldwebel Tim Schmitz lieferte mit seinem
Sopransaxofon das Stück „Grace“ von Jeremy Lubbock und Quinci Jones in der Bearbeitung für Bläser von Peter Schüller. Man spürte: auch im zweiten Teil des Abends gaben die Musiker Hochrangiges.
Es folgte „How high The Moon“ von Morgan Lewis in der Bearbeitung von Sammy Nestico und Peter Schüller. Das Stück steckt vielen Fans der Nachkriegszeit sozusagen in den Knochen und erinnert an eine Zeit, in der Astronautenfahrten zum Erdtrabanten noch nicht gewagt wurden.Die Publikumsaufmerksamkeit war anschließend keineswegs erlahmt und das Orchester so motiviert, dass es nun die „West Side Story“ von Leonard Bernstein (in der Bearbeitung von Jörg Murschinski) bot.
Dem vorgenannten 1918 in Lawrence, Mass. geborenen Erzmusiker und um die Verschmelzung von „U“-Musik und „E“-Musik
bemühten Dirigenten und Komponisten verdanken wir die 1960 entstandenen „Symphonic Dances“ u. a. zur „West Side Story“,
die beim Zuhören die tänzerischen Bilder der sehr aufrüttelnden mehrfach erlebten Filmdarbietung aufleuchten lässt.
Worte der Begrüßung und des Dankes sprach die Vorsitzende der Stadtkapelle, Michaela Maurer.
Artikel der Wieslocher Woche vom 27.10.2022, Redaktion/kob