Zwei Jahre musste man auf den Auftritt des Heeresmusikkorps in der Weinstadt warten, jetzt meldete sich das Orchester unter Leitung von Hauptmann Dominik Koch mit einem beeindruckenden Gastspiel, einem Benefizkonzert, im Staufersaal des Palatins musikalisch zurück.
Der aus Mühlhausen stammende Dirigent hatte einen bunten, anspruchsvollen Querschnitt von Werken zusammengestellt und – wie die Reaktion des Publikums bewies – alles richtig gemacht. Vom Marsch über die Operette bis hin zu einem Ausflug in die Rockmusik war alles enthalten, um die Konzertbesucher zu erfreuen. In der wegen der Corona-Pandemie „spiellosen“ Zeit hatten sich die Mitglieder des Musikkorps im Gesundheitswesen nützlich gemacht, so unter anderem in Impfzentren, Krankenhäusern und Alten- und Pflegeheimen.
„Jetzt können und dürfen wir wieder vor Publikum auftreten“, freute sich Oberstabsfeldwebel Thomas Schütte, der zu den jeweiligen Stücken interessante Details und Hintergründe vermittelte. Die fein sortierte Auswahl für den Abend startete mit einem Marsch unter dem Titel „Per aspera ad Astra“, was frei übersetzt „Auf rauen Pfoten zu den Sternen“ bedeutet. „Rau“ war die Umsetzung indes nicht, vielmehr ergab sich ein perfektes Zusammenspiel der jeweiligen Instrumente zu einem wohllautenden, zackigen Klangbild. Mit einer Festouvertüre, geschrieben von Dimitri Schostakowitsch zum 32. Jahrestag der Oktoberrevolution in Russland, wurde früh schon ein Höhepunkt gesetzt. Wechselnde Tempi, eingebettet in viele Solopassagen, begeisterten das Publikum. Es folgten Variationen über ein Schweizer Volkslied, aus der Feder von Franco Cesarini stammend. Auch hier bewiesen die Mitglieder des Orchesters, dass sie ihr Handwerk beherrschen. Mehr als das, wurde doch ihre Feinfühligkeit in den jeweiligen Passagen deutlich.
„Chorgesang und Blasmusik zählen in der Pandemie zu den gefährlichsten Hobbys“, wusste Schütte mit Blick auf den möglichen Ausstoß von Erregern zu berichten. „Wir können auch heute noch nicht in voller Stärke auftreten und müssen einen hohen Sicherheitsstandard einhalten“, verwies er auf einige Plexiglasscheiben, die unübersehbar zwischen den Orchestermitgliedern angebracht waren. Diese Einschränkungen jedoch hielten das Musikkorps nicht davon ab, die ganze Bandbreite des Könnens zu zeigen. Insbesondere bei der Suite aus der Filmkomödie „Monte Carlo Rallye“: Hier waren Motorengeräusche zu hören, die chaotische Mixtur eines solchen Rennens wurde hautnah spürbar und der Fahrspaß sowie die Freude der rasenden Teilnehmer zum Ausdruck gebracht.
Nach einem weiteren Marsch ging es in Richtung Operette. Franz Lehárs Stück „Die lustige Witwe“ bewirkte einen wahren Beifallssturm beim Publikum. In dem 1905 in Wien uraufgeführtem Werk vereinigte Lehár den bunten Reigen von Gefühlswelten, viele Stimmungs-Variationen spiegelten sich in der Darbietung wider und untermauerten das außerordentliche Können des gastierenden Musikkorps.
Zum Finale stand ein Streifzug durch das Wirken von Rocklegende Udo Lindenberg an, dabei durfte unter anderem der „Sonderzug nach Pankow“, eindrucksvoll durch die Damen und Herren am Saxofon intoniert, nicht fehlen. Es war die Unterschiedlichkeit der aufgeführten Werke, die den Abend im Palatin zu einem besonderen Erlebnis werden ließen. Schwungvoll, einfühlsam, mit beeindruckenden Solo-Passagen und im harmonischen Zusammenspiel bot das Orchester einen fulminanten Beweis seiner hohen Qualität. Und natürlich gab es aufgrund der lang anhaltenden Ovationen auch Zugaben, so erklangen „Zum Städele hinaus“ sowie die deutsche Nationalhymne.
„Wir haben uns bereits den nächsten Auftritt des Musikkorps’ gesichert“, konnte Michaela Maurer, die Vorsitzende der gastgebenden Stadtkapelle Wiesloch, voller Stolz ankündigen. In zwei Jahren wird also das Musikkorps Ulm wieder im Palatin auftreten. „Wir sind froh darüber, hier bei den wenigen Konzerten des Musikkorps als Gastgeber agieren zu können“, fügte sie hinzu. Dirigent Dominik Koch bedankte sich für die tolle Gastfreundschaft, gratulierte der Stadtkapelle zum Jubiläum und hob hervor, dass während der konzertlosen Phase viele neue Gesichter dazu gekommen seien. So auch Max Förderer mit seiner Tuba, selbst Mitglied der Stadtkapelle Wiesloch. Er folgte jetzt Harald Weber, dem heutigen Dirigenten der Stadtkapelle, der selbst über viele Jahre hinweg im Musikkorps Ulm mitgewirkt hatte und dort im Vorjahr seinen Dienst quittierte. Der Reinerlös des Abends kommt der Jugendarbeit der Stadtkapelle zugute.
Artikel aus RNZ vom 28.20.2021 von Hans-Dieter Siegfried
Foto: Helmut Pfeifer