Heeresmusikkorps der Bundeswehr und Schweizer Militärmusik Rekrutenspiel boten im Palatin ein mitreißendes Konzert

Heeresmusikkorps der Bundeswehr und Schweizer Militärmusik Rekrutenspiel boten im Palatin ein mitreißendes Konzert

Ein Vergnügen für Musiker wie Publikum

Norbert Bönisch, der Vorsitzende der Stadtkapelle Wiesloch, wünschte den Besuchern beim Benefizkonzert im Staufersaal des Palatins „einen Abend, um sich an der Musik zu erfreuen“. Die Protagonisten, das Heeresmusikkorps Ulm der Bundeswehr und die „Schweizer Militärmusik Rekrutenspiel“ erfüllten diese nette Aufforderung in allen Belangen.

Bereits der Start gestaltete sich vielversprechend. Durch die Reihen des Publikums marschierte das Heeresmusikkorps ein, war mit einem Dixie flott unterwegs und interpretierte jenes Lied, mit dem einst der Außenminister und spätere Bundespräsident Walter Scheel den Sprung in die Charts schaffte, mit viel Freude und Spaß: „Hoch auf dem gelben Wagen“. Das 55-köpfige Ensemble, bei dem auch Harald Weber, der Dirigent der Stadtkapelle Wiesloch, seinen Dienst an der Trompete versieht, war nach den Worten seines Chefs, des Oberstleutnants Matthias Prock, sehr gerne nach Wiesloch gekommen. „Es ist uns eine außerordentliche Freude, hier aufspielen zu können“, betonte der Dirigent. Und dies merkte man den Mitgliedern des Korps an, der Funke sprang schnell über auf die Besucher im vollen Saal.

Dabei hatte Prock bei der Auswahl der Stücke nicht unbedingt auf klassische Militärmusik gesetzt, vielmehr zeigte die Vielfalt der ausgewählten Werke die musikalische Bandbreite des Orchesters auf. Mit einem Divertimento, aus dem Italienischen kommend und schlicht „Vergnügen“ bedeutend, startete der fulminante Auftritt. Es war eine beeindruckende Mischung aus mitreißenden und besänftigenden Tönen, unterlegt mit zarten Soli, die dann wieder im Gleichklang mit dem Orchester verschmolzen. Die einst in der Barockzeit entstandene Art der Unterhaltungsmusik war vom Komponisten Oliver Waespi nachempfunden worden. Erfreulich: Dirigent Prock fand für jedes der aufgeführten Stücke erläuternde Worte und vermittelte so wertvolle Informationen an das Publikum.

Mit der Ouvertüre zur Johann-Strauss-Operette „Die Fledermaus“ setzte das Heeresmusikkorps auf Leichtigkeit, Walzerklänge ließen so manchen innerlich mitschunkeln und die Klarinettensoli unterstrichen die musikalische Qualität des Korps. Mit der „Krone der Schöpfung“ aus der Feder von Udo Jürgens wagte man sich an eine besondere Art der Darbietung. Gesanglich von Günther Goldhammer unterstützt, wurde die doch eher unbekannte Komposition des Unterhaltungsbarden, einst Ende der 1990er Jahre mit den Berliner Philharmonikern dargeboten, zu Gehör gebracht: eine gelungene Symbiose aus Tönen und zeitkritischem Text. Mit dem Danubia Marsch endete der erste Teil des Konzerts, dessen Reinerlös in die Jugendarbeit der Stadtkapelle fließt.

Mit Worten, die im Kraichgau nicht alltäglich sind, begrüßten die Schweizer Gäste die Besucher. Nach einem frischen „Grüezi miteinand“ zum Start in den zweiten Teil des Abends legten die fast 90 Rekruten der Schweizer Militärmusik temperamentvoll los. Auch hier wurde viel Wissenswertes mitgeteilt. So erstreckt sich der Dienst in der Schweizer Armee – es gibt noch eine Wehrpflicht – über 21 Wochen und einer der Rekruten verkündete „17 davon haben wir schon geschafft“. Von einer Amtsmüdigkeit war indes nichts zu spüren. Mit jugendlicher Unbekümmertheit wurde unter Leitung von Hauptmann Christian Speck schmissig musiziert, stets unterlegt von Erklärungen fürs Publikum, die lustig und voller Humor vorgetragen wurden.

Besonders beeindruckend war der Auftritt der Trommler, die mit ihren Tambouren virtuos agierten und in einer Art Kanon zum Zusammenspiel fanden. Tosenden Beifall gab es dafür. Im Gegensatz zum Heeresmusikkorps Ulm hatten die Schweitzer auf kürzere Werke gesetzt, begeisterten beispielsweise mit einem Hornbläserauftritt, ließen den „Final Countdown“ erklingen, um dann mit „Hayabusa“ die Fanfaren in den Vordergrund zu rücken. Mit dem „Gruß an das Worbiental“ erwiesen die Eidgenossen schließlich ihrer Heimat die Referenz.

Großartig das Finale, zu dem schließlich beide Formationen auf der Bühne zusammenfanden. Nun war Marschmusik angesagt: so „Highland Cathedral“, der Fribourg und der Königgrätzer Marsch. Zum Abschluss erklangen die jeweiligen Nationalhymnen der Schweiz und Deutschlands – und es wurde eifrig mitgesungen. Die Besucher im Palatin waren sich einig: Es war eine gelungene Kombination ganz unterschiedlich interpretierter Militärmusik und ein besonderer Dank galt Harald Weber, der bereits vor Jahren Kontakte zum Schweizer Rekrutenspiel aufgenommen und so das Doppelkonzert organisatorisch vorbereitet hatte.

Quelle: RNZ

Fotos: Helmut Pfeifer